So stellt sich die Frage, in welche Höhen sich der Zuckerpreis aufschwingt. So ist es kein Wunder, dass die Börse die psychologisch wichtige Marke von 30 Cents unbedingt testen will.
Es gibt einfache Gesetze in der Wirtschaft, die sogar ab und an funktionieren. Adam Smith formulierte 1776 das Postulat der unsichtbaren Hand - den Ausgleichsmechanismus von Angebot und Nachfrage. Es besagt, dass über diesen Mechanismus der Preis am Markt geregelt wird.
Das ist derzeit bei der Preisfindung für Zucker zu beobachten. "Klar, der Zuckerpreis ist hoch, das hat etwas mit der Sorge darüber zu tun, dass die brasilianische Zuckerrohrernte geringer als erwartet ausfallen wird" bestätigt ein Analyst von VTB Capital.
Auf dem abgeschotteten europäischen Markt werden diese Preisveränderungen eher eine untergeordnete Rolle spielen. Allerdings dürften sich die Freunde des Zuckerrohrdestillates mit den Preiserhöhungen auseinandersetzen dürfen.
Je höher der Preis des Zuckers, desto weniger wird Zuckerrohrsaft vergoren und destilliert - es sei denn auch die Erzeugerpreise für Cachaça und Rum steigen ebenfalls.
Der Preisauftrieb für die Konsumenten in Europa könnte nur von einem starken Euro gedämpft werden - nur dann könnten die Kosten für die Destillate im Euro-Raum weniger hoch ausfallen. Für einen starken Euro wird aber auch ein glaubwürdiger europäischer Stabilitätspakt gebraucht - und über den wird gerade verhandelt. Nach dem sich die Kanzlerin schon von Frankreich erweichen lassen hat, steht zu befürchten, dass Cachaça und Rum nun teurer werden.
Ein höherer Cachaça- und Rum-Preis würde den kleineren und mittelständischen Bauern ein höheres Einkommen verschaffen. Dazu muss das Geld aber in die kleineren Brennereien fließen. Ein Industrie-Destillat wird die Erlöse aus der Preissteigerung nur auf einige Betriebe verteilen. Voraussetzung ist aber, dass sich die Preissteigerungen auch am Markt durchsetzen lassen. Sollte der Konsument keine höheren Preise akzeptieren und statt Rum lieber Whisky und Wodka trinken, dann wird auch bald wieder der Zucker billiger - denn es gibt einfache Gesetze in der Wirtschaft, die sogar ab und an funktionieren.
Man darf also - vielleicht auch bei einem Glas Cachaça - die Diskussion um den Euro verfolgen.
4 Kommentare:
Unter diesem Hintergrund muss man vor allem auch den Wechselkurs zum brasilianischen Real im Blick behalten. Hier hat eine massive Aufwertung stattgefunden:
Im Moment bekommt man für einen Euro etwa 2,35 Real. Vor etwa 2 Jahren bekam man noch über 3 Real pro Euro.
Bleibt zu hoffen, dass sich diese Entwicklung nicht fortsetzt. Sonst wird Cachaca bald wirklich teurer...
Mir scheint, dass Brasilien mit seiner starken Wirtschaft dauerhaft für teure Exporte sorgt. Brasilien ist mit einem starken Zustrom von ausländischem Kapital konfrontiert, da das Land zurzeit Aussicht auf höheres Wachstum und höhere Renditen bietet als viele entwickelte Länder.
Darüber hinaus machen die hohen Zinssätze das Land für Investoren attraktiv. Der Leitzins der Zentralbank wurde dieses Jahr in mehreren Schritten von 8,75% auf 10,75% angehoben.
Eine starke Wirtschaft sorgt für eine starke Währung... und wohl deshalb auch in Zukunft für teuren Cachaca oder Rum in Europa.
Das was von der deutschen Regierung vehement abgelehnt wird, hat Brasilien übrigens bereits vor einem Jahr eingeführt: eine Steuer auf Finanztransaktionen in der Höhe von 6% auf dem Erwerb von festverzinslichen Wertpapieren und Aktien durch ausländische Investoren.
hier noch ein Zusatz: Beobachter rechnen zurzeit mit einem Wachstum des BIP von 7,5% für 2010, allerdings geht das Expansionstempo der Industrieproduktion zurück. Die Inflationsrate dürfte für 2010 bei 5% liegen.
Das Gipfeltreffen der EU-Regierungen hat stattgefunden.... und der Euro hat sich nicht bewegt - zusätzliche Stabilität durch die gemachten Beschlüsse sehen die Börsenhändler also nicht....
Kommentar veröffentlichen